Ironmanu bei der Challenge Roth 2017
16. Juli 2017
Vor über einem Jahr ist es mir gelungen einen Startplatz für die Challenge Roth 2017 zu bekommen. Jener legendäre Langdistanztriathlon, bei dem die ganze Region um Roth im Triathlonfieber mitmischt. Gut vorbereitet und trainiert wollte ich am 9.7.2017 an der Startlinie stehen, um ein perfektes Rennen abzuliefern und Roth in einer richtig guten Zeit zu rocken. Leider spielt das Leben nicht immer so mit, wie man(u) gerne möchte. Die Trainingsvorbereitung lief alles andere als geplant und zeitweise stand es in den Sternen, ob ein Start in Roth überhaupt machbar ist. Nach dem Motto „immer einmal mehr aufstehen, als man hinfällt“ habe ich irgendwie noch einigermaßen die Kurve gekriegt. Fest entschlossen, zumindest in Roth an der Startlinie zu stehen und die Stimmung beim Schwimmen und Radfahren zu genießen. Ob ein Finish möglich wäre, stand auf einem anderen Blatt.
Die Tagen vor dem Rennen in der Triathlonregion Roth waren heiß … nicht nur vom Wetter her. Es herrscht so ein bisschen Ausnahmezustand in der Region, alles fiebert dem Race-Day entgegen. Am Donnerstag vor dem Rennen fahre ich die Radstrecke ab und bin schon gespannt, wie sich das am Solarer Berg am Wettkampftag wohl anfühlt. Am nächsten Morgen ein Sprung in die Fluten des Main-Donau-Kanal, zwar eine angenehme Abkühlung bei über 30°, aber die Arme fühlen sich wie Blei an. Ob das wohl gut geht im Wettkampf? Zweifel kommen auf, die Nervosität steigt.
Sonntag – Raceday – endlich! Um 4 Uhr versuche ich dem Magen ein wenig Frühstück zuzumuten, leider geht kaum etwas rein. Die Wetterprognose sagt windstill, 26° und heiter bis wolkig voraus – klingt gut, kommt aber leider anders: reichlich Wind auf der Radstrecke und beim Laufen Sonne satt bei schwül-warmen über 30°.
Um 6:55 Uhr erfolgt mein Schwimmstart – meine persönliche Challenge beginnt. Ich habe mir vorgenommen, möglichst entspannt und auf Technik die 3,8 km zu schwimmen. Das klappt auch erstaunlich gut, ich halte mich ganz nah am Ufer, schwimme am Getümmel vorbei und überhole viele Männer aus der vorherigen Startgruppe. Nach 01:03:38 Stunden klettere ich aus dem Kanal, als 20. von über 500 weiblichen Teilnehmern. Und es waren ja immerhin 30 Profi-Frauen am Start.
Ich war angenehm überrascht und wechsle aufs Radfahren. Hier wollte ich nicht überzocken und kontrolliert die Wattvorgabe einhalten. Leider hatte mein Magen ab der Hälfte der Radstrecke andere Vorstellungen von Nahrungsaufnahme. Es wollte einfach nichts mehr von den süßen Gels rein und so gingen so nach und nach die Körner aus. Die super Stimmung und Begeisterung der Zuschauer trägt mich dennoch über die Strecke – nur eben langsamer, aber so hat man auch mehr von der Stimmung ;-) Gänsehaut pur am Solarer Berg – von der Steigung nix gespürt! Nach 05:42:24 Stunden steige ich vom Rad, in meiner Altersklasse liege ich noch immer auf Platz 1.
Auf geht’s zu Fuß durch die schwüle Hitze, gefühlt im Schneckentempo – was sich aber nach dem ersten Kilometer mit einer 5-Minuten-Pace entpuppt. Viel zu schnell! Fühlte sich zwar gut an, aber mir gehen die mahnenden Worte von Coach und Freunden durch den Kopf „geh bloss nicht zu schnell an“. Ich nehm Tempo raus, die ersten 10 km laufen sich noch erstaunlich flüssig. Der Puls ist auch ok. Leider machen mein Magen und Darm ab jetzt wieder einen Strich durch die Rechnung. An der Verpflegungsstation bei Lauf-km 11 schaffe ich es noch gerade eben aufs Dixie-Klo. Ab da ging nichts mehr: die Verpflegung nicht mehr rein, die lauwarme Cola und Iso-Drinks verursachen eine Magen-Revolte. In den Oberschenkeln und Waden ständig Krämpfe, keine Überraschung wenn man(u) nix mehr zu sich nehmen kann. Irgendwie kämpfe ich mich durch, denke an all die lieben Menschen, die mich unterstützt und an mich geglaubt haben. Und mir geht durch den Kopf „DNF is no option!“. Die Laufstrecke zieht sich und es wird zunehmend heißer. An der Verpflegung nach 30 km fragt mich eine nette Helferin „Manu, brauchst Du ein Coolpack?“ … gute Idee, ich nicke und bekomme ein eiskaltes Coolpack in den Nacken sowie einen leichten Anschubser „da gehts weiter“! Müde trotte ich weiter, wünsche mir ein eiskaltes Getränk … muss irgendwer gehört haben, denn auf den letzten Laufkilometern gibt es plötzlich kaltes Erdinger Alkoholfrei :-) Und das rettet mich fast bis ins Ziel. Den letzten Energieschub verpasst mir die schon von weitem hörbare Stimmung aus der Ziel-Arena. Und die wollte ich unbedingt live und in Farbe genießen. Mit Gänsehaut-Feeling pur und glücklich laufe ich nach 11:42:27 Stunden auf dem roten Teppich durch den Zielkanal, sauge die unglaubliche Atmosphäre in mir auf. Und werde noch mit dem 2. Platz in der Altersklasse belohnt. Das hab ich mir vor über einem Jahr vorgenommen, dafür hab ich trainiert, habe viele Höhen und Tiefen erlebt und jetzt hab ich es geschafft. Triathlon ist einfach mehr als nur Schwimmen, Radfahren und Laufen …
Jetzt ist erstmal Zeit zum Regenerieren und Pläne schmieden für die Saison 2018.
Bedanken möchte ich mich bei meiner Familie, Freunden und Trainerin und allen, die mich auf diesem langen Weg – nach und in Roth – unterstützt haben. Ein Dankeschön auch an meine Sponsoren: Garmin Deutschland, Gaerne, Quintana Roo, Scenar Deutschland, Schwalbe und ein ganz besonders dickes Dankeschön an das Team von Summiteers-Cycles für die perfekte Unterstützung und Betreuung in der Vorbereitung und während des Wettkampfs.