Ironmanu beim Ironman in Florida
6.11.2010: wir befinden uns im Sunshine State Florida. In ganz Florida ist es sommerlich heiß … Ganz Florida? Nein! Panama City Beach leistet der Hitzewelle hartnäckig Widerstand … am Wettkampf-Morgen haben wir gerade mal 5° C, als Tageshöchsttemperatur ist 15° C vorausgesagt. Nicht gerade meine Betriebstemperatur!
Schon der Gedanke ans Body-Marking, bei dem man sich kurzfristig aus der warmen Bekleidung pellen muss, sorgt für Gänsehaut. Zum Glück konnte ich am Tag zuvor im naheliegenden Supermarkt noch ein paar warme Fellpantoffel erstehen. Allerdings nur in der Variante ‚Leopardenlook‘, was zusammen mit dem Neo dann doch etwas skurril aussieht. Hauptsache keine kalten Füsse vor dem Schwimmstart durch das Stehen auf dem kalten Sand riskieren! Um kurz vor 7 Uhr dürfen wir endlich ins Wasser, was mit 20° C angenehm warm ist. Punkt 7 Uhr erfolgt der Startschuss und 2500 durchgefrorene Athleten begeben sich auf die Schwimmstrecke. Da ich seit August mit Schulterproblemen zu kämpfen hatte und mein Schwimmtraining nahezu vollständig einstellen musste, stehe ich erstmalig in meiner Triathlon-Laufbahn vor der Frage ‚wie überstehe ich die erste Teildisziplin‘. Meine Strategie: ‚immer schön locker bleiben‘, um die Schulter durch zu viel Krafteinsatz nicht übermässig zu beanspruchen.
Am Ende der 2 Schwimmrunden wage ich lieber keinen Blick auf die Zwischenzeit, um mir den Frust zu ersparen, falls es allzu langsam ist. Aber meine ‚Supporter‘ rufen mir die Zeit zu: 1:01:35 Std. Nur 1 Minute langsamer als vor 2 Jahren!
Wozu noch schwimmen trainieren ;-)
Sicherlich ist dies ein Vorteil der guten Technik durch die Total Immersion Methode. Das spart dann doch viele kraftraubende Trainings-Kilometer.
Beschwingt geht es in die erste Wechselzone. Aufgrund der Kälte hat man die Wechselzelte in eine naheliegende Halle verlegt und beschert uns damit ca. 600 m zusätzlich in T1, quasi zum Warmlaufen. Ich frage mich, ob man die 600m beim Marathon wieder abzieht.
Während der 180 völlig flachen Rad-Kilometer bei Temperaturen von 6-10° C wird es doch ziemlich kalt. Berge wie beim IM Nizza wären jetzt nicht schlecht, da wird einem wenigstens warm. Ich mache besonders viel Druck auf dem Rad, um die zweite Teildisziplin möglichst schnell hinter mich zu bringen. Der Blick auf den Tacho sorgt für einen Geschwindigkeitsrausch. Nach 4:54:56 Std erreiche ich die zweite Wechselzone: knapp 37er Schnitt und als 8. Frau gesamt…das beflügelt.
Entsprechend flott laufe ich aus T2 raus und nehme den Marathon in Angriff. Nico ruft mir zu, ‚das sieht nach einem 3:15 Std. Marathon aus‘ … von wegen, als wenn ich so ein hohes Tempo lange halten könnte ;-) Ich bekomme noch die Info, dass ich nach der Hälfte der Radstrecke schon 20 Min Vorsprung habe vor meinen Konkurrentinnen in der Altersklasse. Die Hawaii-Quali scheint greifbar nah. Jetzt nur nichts anbrennen lassen. Ich nehme mir fest vor, nur an den Verpflegungsstationen kurz zu gehen, dazwischen wird gelaufen. Das funktioniert auch bis Kilometer 30 ganz gut. Inzwischen liegt die Laufstrecke fast völlig im Schatten und es geht ein eisiger Wind. Mir wird beim Laufen lausig kalt, was die Muskeln hart werden lässt. Die ersten Krämpfe zwingen mich zum Anhalten und Dehnen, die letzten 12 Kilometer werden extrem hart. Ich entscheide schon mal, den IM Florida definitiv nicht noch mal zu machen, da ist es zu kalt! Aber die Aussicht auf den nächsten IM auf Hawaii mit tropischen Temperaturen spornt an.
Irgendwie schaffe ich es trotz Krämpfen auf die Zielgerade und kann die letzten Meter richtig genießen. Nach 10:20:28 Stunden laufe ich ins Ziel: Platz 1 in meiner AK und Platz 19 gesamt bei den Frauen. Ein super Rennen, bei dem ich vor allem durch den guten Radsplit den Grundstein für den Erfolg legen konnte. Wie ich später erfahre, bin ich die zweitschnellste Zeit bei den Frauen gefahren.
Damit hat mein Verein Hildener AT im nächsten Jahr wieder einen Vertreter bei der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii. Das wird am nächsten Tag bei der offiziellen Finisher Party im Spinnaker Club richtig gefeiert.
Jetzt heißt es erstmal ‚Time to relax‘. In den nächsten Wochen gibt es kein Triathlon-spezifisches Training, aber ich werde mich im HAT fit mit Krafttraining und ein bisschen Spinning fit halten. Ab dem Jahreswechsel wird das Projekt Hawaii 2011 in Angriff genommen, dann heißt es wieder ‚ IronManu on road to Kona‘.
Bevor ich mich in die Winterpause verabschiede, möchte ich mich noch bedanken bei meinem Partner, Familie, Freunden, Trainingspartnern, Sponsoren und allen, die mich auf dem langen Weg zum IM Sieg begleitet und unterstützt haben. Mahalo!
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